INTERVIEW I
ROSA LAURA GILLICH.
VON CALM SPACES & OUTDOOR-DESKS
von Milena Wolf
Wir befragten die junge Projektmanagerin Rosa Laura Gillich zum Thema Coworking Spaces in der Stadt. Bei einem deutschen Großkonzern tätig, hat sie einen Monat lang erfahren, wie positiv sich dieses Modell auf Projektentwicklungen und neue Perspektiven auf den eigenen Arbeitsbereich auswirken kann.
Ein frühlingshafter Tag in der Rhein-Main Metropole. Hier wohnt seit einem Jahr auch Rosa Laura, Wahl-Frankfurterin mit Wurzeln im Odenwald, die es immer wieder am Wochenende zu ausgedehnten Spaziergängen durch saftig-grüne Wiesen und erfrischende Wälder zurück in die Heimat zieht. Bei einem Coffee to go trafen wir uns auf einen Spaziergang, um sie zu ihren Erfahrungen in einem Coworking Space in der Bankenstadt zu befragen:
„Ok, kommen wir direkt zum wesentlichen, liebe Laura: Coworking- yeay or nay!?“
-„Ich würde definitiv sagen, yeay, aber ganz klar unter bestimmten Voraussetzungen.“
„Die da wären?“
-„Was mich tatsächlich am meisten gestört hat, war die Tatsache, dass der Coworking Space, wie die meisten ihrer Art, mit dem Clean Desk-Prinzip geplant war. Das heißt, man ist gezwungen, alle Dokumente und Utensilien immer wieder mit nachhause zu nehmen und verliert dadurch morgens Zeit, bis man seine Unterlagen wieder komplett vorsortiert und sich eingegroovt hat. Das fand ich schade. Da hätte es auch schon gereicht, wenn man abschließbare Unterschränke oder Spinde gehabt hätte. Außerdem hätte mir eine Auswahl an verschiedenen Sitzmöglichkeiten gefallen, vom Sitzball, über einen ergonomischen Bürohocker, da tickt ja einfach jeder anders. Auch ein höhenverstellbarer Schreibtisch wäre ziemlich cool gewesen. Einfach so ein paar Kleinigkeiten, die User-freundlicher sind, die unterschiedliche Bedürfnisse abdecken, so dass man merkt, da hat jemand mitgedacht.“
„Und was ist für dich im Vergleich zum üblichen Büroraum in der eigenen Firma der ultimative Vorteil eines Coworking Spaces?“
-„Ganz klar, der fachliche Austausch mit anderen Firmen im Gemeinschaftsraum, beziehungsweise in diesem Fall in der Kaffeeküche. Das sollte man definitiv nicht unterschätzen. Man hat durch die Gespräche neue Perspektiven aufgezeigt bekommen und konnte zudem spannende Kontakte in anderen Branchen knüpfen. Was ich auch richtig gut fand waren die Think Tanks, in denen man sich im Team austauschen und an gemeinsamen Strategien arbeiten konnte.“
„Wenn du an den idealen Coworking Space denkst, wie würde dieser aussehen?“
-„Das ist einfach: Die Möglichkeit auch mal raus zu gehen, beziehungsweise am liebsten auch draußen arbeiten zu können!“
„Wenn das mal nicht nach einem Coworking Space im Grünen klingt!“
-„Total! Vielleicht liegt es daran, dass ich auch sehr naturverbunden bin, aber mir hilft das oft nach intensiven Konzentrations-Phasen: Einfach mal rausgehen, durchatmen und die Gedanken neu sortieren. Das willst du natürlich nicht, wenn vor der Tür die Autos im Stau stehen und um die Ecke der Presslufthammer lärmt. Wenn man dann noch für bestimmte Arbeitsschritte direkt draußen arbeiten könnte und vielleicht eher Vogelgezwitscher hört und frische Luft atmen kann, das wäre ein absoluter Traum! Auch ein Calm Space wäre super cool. Ein Raum, bei dem man sich mit Kopfhörern oder einfach ohne Input auf gemütlichen Sitzkissen ausruhen kann. Das führt sowohl zum kurzen Krafttanken, als auch zum Verarbeiten, des bereits geleisteten. Danach fühlt man sich wieder bereit, voll und ganz durchzustarten.“
„Könntest du dir also vorstellen, einen Coworking Space im Odenwald zu nutzen?“
-„Absolut. Ich glaube gerade für den klassischen City-Office Worker ist dies die ideale Verbindung von effektivem, produktivem Arbeiten und erholsamer Atmosphäre, die einen dankbaren Kontrast zum permanenten Rauschen der Stadt darstellt. Wenn dann noch eine Lage gefunden wird, die mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, wäre das ideal.“
„Ok, dann träumen wir mal weiter. Wir haben den perfekten Coworking Space mit Natur vor der Bürotür, zu dem du immer gegen Ende der Woche mit dem Zug fahren kannst um statt Homeoffice „Natureoffice“ zu machen, was wünschst du dir für die Pausen und den Feierabend?“
-„Ich finde der perfekte Coworking Space bietet auch ausreichend Raum für arbeitsunabhängige Interaktion. Es ist natürlich wichtig, dass der Coworking Space ruhiges und strukturiertes Arbeiten unterstützt aber er sollte eben auch die Möglichkeit bieten, sich unabhängig von Arbeitsinhalten zu vernetzen. Einfach Rahmen-Programm, welches zu gemeinsamen Aktivitäten wie Grillen, Yoga, Vorträge zu Work-Life-Balance Themen und ähnlichem einlädt. Denn dieser Ort sollte ja auch schlichtweg Begegnungsstätte und Inspirationsquelle sein. Ein Wohlfühl-Ort, an dem man sich gerne aufhält und an dem man eben nicht das Gefühl hat, in einem kalten, unpersönlichen Bürogebäude zu sitzen, das man so schnell wie möglich wieder verlassen will. Das fängt ja schon bei ganz banalen Dingen an wie Pflanzen, Themenecken, schönes Mobiliar, einem großen Bücherregal mit Literatur und Fachzeitschriften, aber eben auch Freizeit-Magazinen, alles was zur Inspiration und dem berühmten „Thinking outside the Box“ beitragen kann. Ich bin in jedem Fall gespannt, was ihr alles umsetzen könnt und freue mich jetzt schon auf die erste Afterwork-Soiree!“
„Natürlich mit Odenwälder Äppler!“
-„Na aber klar!“
Vielen Dank für das tolle Interview und die ganze Inspiration, liebe Laura!